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12.09.2002

TSV-Turnabteilung in Leipzig


Kategorie: Turnen

Bleibende Erinnerungen für alle


Mit einem spektakulären Feuerwerk am Augustusplatz endete das 31. Deutsche Turnfest in Leipzig. Mehr als 30 tausend Turnfestteilnehmer sahen zuvor im unfertigen Zentralstadion am letzten Abend eine farbenprächtige Abschlussgala, in der Tanz, Akrobatik, Rhönrad-, Trampolinturnen und Großraumvorführungen profihaft vorgeführt wurden.

Für die meisten der 28 angereisten Turner und Turnerinnen aus Annweiler im Alter von 12 bis 85 Jahren und einer Familie mit zwei Kleinkindern war es das erste große Turnfest, wohin sie sich mit großen Erwartungen gemeldet hatten. Am Freitag, 17. Mai begann morgens um 8.00 Uhr die lange Busfahrt. Staus auf der ganzen Strecke sorgten dafür, dass die Gruppe erst nach über 10stündiger Fahrt ihr Ziel, die Grundschule in der Martin-Hermann-Straße im Süden Leipzigs erreichte. Der Hausmeister wartete schon an der Eingangstreppe, um die Ankömmlinge in ihre Räumlichkeiten – sprich Klassensäle – einzuweisen. Stühle und Tische wurden für die Kleiderablage gerückt, die Luftmatratzen aufgeblasen. Wer nicht einen Blasebalg dabei hatte, bekam bei den teilweise großen Matratzen ganz schnell ein rotes Gesicht. Schlafsack und Trainingsanzug wurden für die Nacht zurecht gelegt. Eine Woche lang sollte hier das Zuhause der Teilnehmer sein. Danach ging es auf Erkundungsfahrt.

Mit der Festkarte als Ausweis hatte man freie Fahrt im ganzen Stadtgebiet. Die gemeinsame Fahrt zum Hauptbahnhof, dem zentralen Umsteigeplatz sowohl für die Fußgängerzone in der Innenstadt als auch für das Messegelände wurde zum ersten großen Erlebnis.

Obwohl schon später Abend strömten die anreisende Turnfestteilnehmer mit Rollkoffer, Rucksack und geschulterten Traditionsfahnen immer noch aus dem Bahnhof in Richtung Straßenbahn. Auf fünf Bahnsteigen warteten die Angereisten auf die richtige Bahnlinie. Andere wiederum entstiegen den Straßenbahnen und Bussen wie wir und wie ein Lavastrom ergoss sich die Menschenmenge in Richtung Fußgängerzone mit ihren einladenden Straßenkaffees, Eisdielen und Gaststätten.

Für Erich Brandenburger, 85jähriges Mitglied im TSV und immer noch turnerisch aktiv, war es seit vielen Jahren das erste Deutsche Turnfest, das er besuchen konnte. Aus beruflichen Gründen war es ihm nie vergönnt, ein Turnfest dieser Art mitzuerleben. Um so  bemerkenswerter sein Start sowohl beim Prellballturnier als auch sein Gymnastik-Vierkampf, die er beide am gleichen Tag absolvierte. Für Jochen und Uschi Wachter, die mit ihren drei Kindern Jens, Jan und Jasmin mitfuhren, war es ein Erlebnis besonderer Art. Die Vielfalt der angebotenen Aktivitäten für Erwachsene und Kinder, die Übernachtung in einem Klassensaal als Familie und die Massen an Menschen waren für sie faszinierend. Keine Schlägereien, keine Alkoholprobleme, überall fröhliche und freundliche Menschen - das war für Jochen Wachter ein Novum.

Mit leichtem Entsetzen wurden die ganz in schwarz gekleideten Wave-Gotik-Teilnehmer vor allem in Bahnhofnähe bestaunt. Ebenfalls zu Pfingsten veranstalteten diese ihr jährliches Treffen in Leipzig. Manche von ihnen sahen aus als wären sie gerade einem Grab entstiegen. Kalkweiß, mit kunstvollen Haarfrisuren versehen, Halsketten aus Eisen tragend, die eher gefährlichen Hunden umgehängt werden und in supermodischen Kleidern aus schwarzem Stoff oder Leder gehüllt wandelten und warteten sie um zu schauen oder gesehen zu werden. Etwa 17000 Wave-Gotik-Teilnehmer wurden über Pfingsten erwartet. Dazu kamen die etwa 80 000 Turnfestteilnehmer. Der Kontrast konnte nicht größer sein.

Für die Annweilerer begann eine Woche der langen Tage und am Abend Plattfüße. Am Samstag Festumzug und Eröffnungsfest auf dem Augustusplatz, wo Stehvermögen gefragt war, am Sonntag erkunden der Wettkampfplätze und Bummeln in der Stadt; am Montag Beginn der Wahlwettkämpfe der Altersturner und Prellballturnier sowie Tuju-Fete. Dienstag und Mittwoch Wettkampftag der Jugendturner/innen. Es folgte der Rheinland-Pfalz-Abend am Dienstag und der Abend des Pfälzer Turnerbundes in der Agra-Messehalle am Donnerstag. Parallel dazu fand die Turngala im Stadion statt

Für Teilnehmer, die an keinen Wettkämpfen teilnahmen, aber trotzdem aktiv das Turnfest erleben wollten, boten sich verschiedene Mitmachangebote an. Lustige Wettbewerbe, Leipziger Allerlei, eine Zoo-Olympiade, Wanderungen in der Umgebung Leipzigs, Handstand-TÜV, Fitness-Test 50 Plus, Aktion Radschlagen und vieles, vieles mehr standen im Angebot. Wer wollte konnte auch tanzen, was auch genutzt wurde.

Ein Fest ist immer auch vom Wetter abhängig. Außer einem Regentag am Donnerstag und bedecktem Himmel am Freitag und Samstag, herrschte eitel Sonnenschein, was sich bei allen Teilnehmern auch auf das Gemüt legte. Alle waren fröhlich.

Für die verantwortlichen Trainer und Übungsleiterinnen des TSV war es nicht immer leicht, die jugendlichen Teilnehmer/innen abends frühzeitig ins Bett, besser gesagt auf die Luftmatratze zu bringen. Zu groß war die Verführung, das abendliche Flair einer Großstadt wie Leipzig mitzuerleben.

Es gab viel Möglichkeiten, Leipzig zu entdecken. Besonders interessant waren die vielen historischen Gebäude und Passagen im abendlichen Lichterglanz. Ob nun das alte Rathaus mit seinem mittelalterlichen Marktplatz, der Mädler-Passage mit Auerbachs Keller oder das Völkerschlachtdenkmal, sie waren die Reise nach Leipzig wert. Der Besuch der Nikolaikirche, die durch ihre Friedensgebete an jedem Montag 1989 berühmt wurde und von wo aus am 9. Oktober die gewaltlose Revolution startete, war ebenso Pflichtprogramm wie der Besuch der Thomaskirche, der Wirkungsstätte Johann Sebastian Bachs.  Für einige Minuten der Besinnung und bei Orgelmusik konnte man den harmonischen und raumfüllenden Klang in der altehrwürdigen gotischen Kirche bewundern.

Mit dem Motto des Turnfestes, Neues zu entdecken, war die Turnabteilung des TSV Annweiler nach Leipzig gefahren. Sie hat viele Entdeckungen gemacht. Neben dem Wettkampfprogramm wurde Kunst, Musik und Landschaft pur erlebt. Für die jugendlichen Teilnehmer ein Riesenerlebnis, das ihnen lange in Erinnerung bleiben wird. Sie haben Menschen kennen gelernt aus allen Teilen Deutschlands. Auch untereinander haben sie sich kennen gelernt, was durch den Wettkampfsport oft etwas auf der Strecke bleibt. - Das nächste Turnfest findet 2005 in Berlin statt. Sie sind bestimmt wieder dabei.                                                   Emil Polsz

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